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Volkswagen forciert Mild-Hybrid und launcht neuen Erdgas-Motor

Ein 48-Volt-System soll im Golf Generation VIII für Spritersparnis bei höherer Leistung und Komfort sorgen. Auch der neue Diesel wird mild hybridisiert. Highlight beim Wiener Motorensymposium ist aber der neue 1,5-Liter-Erdgas-Motor.

Schnellstart: 48V-Riemen-Startergenerator, 48V-Batterie und DC/DC-Wandler ergeben ein Mildhybrid-System. | Foto: VW
Schnellstart: 48V-Riemen-Startergenerator, 48V-Batterie und DC/DC-Wandler ergeben ein Mildhybrid-System. | Foto: VW
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Johannes Reichel

Volkswagen startet mit der milden Hybridisierung in der Golf Klasse. In der achten Generation sollen 48-Volt-Systeme kombiniert werden und für niedrigere CO2-Emissionen sorgen. Die Marke sieht darin sogar den Start in eine neue Antriebsepoche. In weiteren Schritten soll sukzessive die gesamte Modellpalette elektrifizier werden. Einen ersten Ausblick auf die künftig elektrifizierten Antriebssysteme lieferte der Hersteller im Rahmen des Wiener Motorensymposium. „Durch die Elektrifizierung der konventionellen Antriebe werden wir den Verbrauch und die Emissionen weiter senken und gleichzeitig die Dynamik und den Komfort steigern“, versprach Dr. Frank Welsch, Vorstand Technische Entwicklung der Marke Volkswagen. Bewusst habe man für den Start den Golf gewählt, um der Technologie im Massensegment zum Durchbruch zu verhelden.

VW kombiniert den Verbrennungsmotor dabei mit einem sogenannten 48V-Riemen-Startergenerator und einer 48V-Batterie. Der 48V-Mild-Hybrid ermögliche, mit komplett abgeschaltetem Verbrennungsmotor zu „segeln“ und dadurch bis zu 0,3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern zu sparen, so der Anbieter. Darüber hinaus stellt man mit dem Mild-Hybrid durch das elektrische Boosten beim Anfahren ein deutliches Plus an Dynamik und Komfort in Aussicht.

Vollmundig: Demokratisierung der Elektromobilität

Man sieht darin eine kostengünstige Elektrifizierung des Antriebs, spricht gar von Demokratisierung der E-Mobilität. Das 48V-System kommt zusätzlich zum bekannten 12V-System im Auto zum Einsatz. Es ermöglicht bei sehr kleinen Leitungsquerschnitten und damit geringem Gewicht des Kabelsatzes die Speicherung einer deutlich höheren Energiemenge als bei einem 12 V-System, z.B. beim Bremsen via Rekuperation, erläuterte der Hersteller weiter. Mit dieser hohen Spannung könne unter anderem der 48V-Riemen-Startergenerator angetrieben werden. 

Dieser übernehme die Rolle der Lichtmaschine und des Anlassers. Gleichzeitig fungiere er als kleiner, leichter Elektromotor, der beim Anfahren via Boosten sofort das Antriebsdrehmoment erhöht. Die Kraft des Generators wird dabei durch einen Riemen übertragen. Zudem startet er kaum spürbar den während der Fahrt so oft wie möglich abgeschalteten Verbrennungsmotor. Die 48V-Lithium-Ionen-Batterie wird unter anderem per Rekuperation mit Energie versorgt. Über die Batterie erhalten der Startergenerator und – mittels sogenanntem DC/DC-Wandler – auch das 12V-Netz die notwendige Spannung.

Aufgegabelt: Zwei unabhängige Produktlinien

„Das wichtige Miteinander der verschiedenen Energieträger – Strom, Benzin, Diesel und Erdgas – leitet bei Volkswagen einen Paradigmenwechsel ein. Erstmals wird die Marke parallel künftig Baureihen wie den Golf mit konventionellen, elektrisch unterstützten Antrieben anbieten sowie Baureihen wie den I.D. mit rein elektrischen“, skizzierte Welsch. Das führe zu einer Gabelung der Produktlinien in zwei gleichberechtigte Stränge. Sichtbar werde diese neue Produktstrategie erstmals ab 2019 mit dem Debüt der nächsten Golf Generation und des ersten I.D.

Neuer Erdgasmotor: Mehr Kraft, noch weniger Verbrauch

Premiere auf dem Wiener Motorensymposium feiert auch der bereits von der Tochter Seat angekündigte Erdgasmotor mit Namen 1.5 TGI evo. Der mit einer VTG-Aufladung (Turbolader der neuesten Generation mit variabler Turbinengeometrie) ausgestattete 1,5-Liter-Direkteinspritzer basiert auf dem 1.5 TSI ACT BlueMotion1/2/3/4. Wie er, nutzt auch der mit 96 kW / 130 PS identisch starke Erdgasmotor das effiziente TSI/TGI-Miller-Brennver­fahren. Für den Hersteller bildet der neue 1.5 TGI evo ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Erdgas-Offensive. Ziel ist es, das Volumen der effizient und weitgehend ohne Partikelemission arbeitenden Erdgasmotoren weiter zu erhöhen. Auf dem deutschen Markt sind die Erdgasmotoren schon heute die am stärksten wachsende Antriebsart, teilte der Hersteller mit. Zudem können die TGI-Ottomotoren mit e-Gas – regenerativem CNG auf Methan-Basis, wie es mit Wind-, Sonnen- und Wasserkraft oder aus Biomasse gewonnen wird – betrieben werden.

Die Produktion des 1.5 TGI evo werde noch in diesem Jahr anlaufen. Mit einem prognostizierten Durchschnittsverbrauch von 3,5 kg/100 km (CNG) im aktuellen und per Doppelkupplungsgetriebe (DSG) geschalteten Golf5/6 wird der agile Turbomotor ebenso sparsam wie wirtschaftlich sein. Damit ergibt sich im Erdgas-Betrieb eine Reichweite von 490 km. Durch automatisches Umschalten in den Benzinbetrieb vergrößere sich diese Reichweite um weitere 190 km (alle Angaben jeweils NEFZ-Zyklus). Bei aller Effizienz bietet der Motor dynamische Leistungs- und Drehmomentwerte: Bereits bei 1.400 U/min stehen 200 Nm Drehmoment bereit (bis 4.500 U/min).

Evolution des Diesel: Mildhybrid und Sauberkeit nach RDE

Auch beim Diesel sieht VW das letzte Wort nicht gesprochen und legt druckvoll nach, um die aktuelle Debatte zu beenden. In Wien zeigt man die komplett neu entwickelte 2,0-Liter-TDI-Motoren der Baureihe EA288 evo. Erstmals bei Volkswagen wird es diese TDI-Vierzylinder im Konzernverbund auch in Verbindung mit Hybridsystemen geben; bereits zum Ersteinsatz startet der EA288 evo dabei als Mild-Hybridantrieb mit 12V-Riemen-Startergenerator. Im Zusammenspiel mit einer Lithium-Ionen-Batterie soll das Mild-Hybrid-System den Verbrauch senken und den Komfort erhöhen. Zudem sollen die Emissionen in allen Fahrzyklen niedrig und die aktuellen und zukünftigen Emissionsvorschriften der WLTP/RDE-Zulassung erfüllt sein. Das Leistungsspektrum liegt zwischen 100 kW / 136 PS und 150 kW / 204 PS. Die von Volkswagen entwickelten TDI kommen zuerst bei Audi in Fahrzeugen mit längs verbautem Antriebsstrang zum Einsatz. Künftig werden die neuen TDI quer eingebaut auch die MQB-Fahrzeuge von Volkswagen und weiterer Konzernmarken antreiben (MQB: Modularer Querbaukasten).

 

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