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Studie: Deutschland hinkt bei künstlicher Intelligenz hinterher

Laut dem Verein für deutsche Ingenieure sind vor allem die USA und China vorne.

Künstliche Intelligenz und Robotik sind in aller Munde. Doch hier sind andere Länder Deutschland weit voraus. | Foto: pixabay.com/geralt
Künstliche Intelligenz und Robotik sind in aller Munde. Doch hier sind andere Länder Deutschland weit voraus. | Foto: pixabay.com/geralt
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Redaktion (allg.)

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Das ist eine der wichtigsten Aussagen einer neuen Studie, die der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) auf der HANNOVER MESSE präsentiert hat.

Der Verein hatte 900 Mitglieder zu künstlicher Intelligenz (KI) befragt. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, KI derzeit lediglich zur Analyse von Daten zu nutzen. In fünf Jahren wird jedoch laut den Umfrageergebnissen damit gerechnet, dass KI wesentlich intensiver – genauer gesagt um den Faktor drei – häufiger genutzt wird. Allein die Nutzung von KI im Bereich „Dialog Mensch und Maschine“ steige von 5,6 Prozent auf 38 Prozent. VDI-Direktor Ralph Appel zufolge ist das ein klares Indiz für das hohe Potenzial von KI in der industriellen Anwendung.

KI kann zum Jobmotor in Deutschland werden

Auch außerhalb der Industrie schätzen die Befragten das Potenzial, insbesondere bei den Themen autonomes Fahren in Zusammenhang mit Verkehrsverflüssigung und bei der Assistenzrobotik, hoch ein. „Spätestens hier wird dann auch in der Bevölkerung die Frage laut, inwieweit uns Roboter oder Assistenten mit KI die Arbeit wegnehmen“, so der VDI-Direktor weiter. Der VDI geht fest davon aus, dass das nicht passieren wird, da die aktuelle und wahrscheinlich auch mittelfristige Engpass-Situation auf dem Arbeitsmarkt nichts anderes erwarten lässt. „Wenn wir die digitale Transformation und die Möglichkeiten der KI richtig bewerten und angehen, wird daraus ein Jobmotor für Deutschland“, sagt Appel. Er geht davon aus, dass viele Jobs entstehen werden, genauso wie es mit der Internet of Things-Technologie in den vergangenen zehn Jahren der Fall war.

Führende KI-Nationen: Deutschland hinter USA und China

Dr. Kurt Bettenhausen, Vorsitzender des interdisziplinären VDI-Gremiums Digitale Transformation, sieht zwar gute Voraussetzungen für die KI in Deutschland. Die Umfrage zeige aber auch deutliche Nachteile: „Hinsichtlich der Grundlagen ist Deutschland bei KI gut aufgestellt. Fehlende Digitalisierung in der Produktion verhindert den Einsatz von KI-Technologien. Digitalisierung und KI sind überwiegend nicht Chefsache.“ Knapp 64 Prozent gaben an, dass die Voraussetzungen zur Nutzung von KI fehlen würden. Bettenhausen zufolge ist Deutschland mit Japan Spitzenreiter, wenn es um die Zahl der gemeldeten Patente für das autonome Fahren geht, einem Bereich bei der KI eine wichtige Rolle spielt. Bei autonomen Systemen in der industriellen Produktion sehe dies schon deutlich anders aus.

Die Befragten gaben eine klare Rangordnung der KI-Technologiestandorte an. Die USA sei die führende KI-Nation, so urteilen 80 Prozent der Befragten, gefolgt von China (55 Prozent). Deutschland landet mit 30,4 Prozent auf Platz drei.

Bettenhausen erklärte das vor allem damit, dass die USA bei der KI-Grundlagenforschung die Nummer eins seien und wegen den weniger strengen Datenschutzregeln Firmen und Forscher die KI intensiver einsetzen können. Und China investiere sehr viel und habe sich zum nationalen Ziel gesetzt, bis 2030 weltweit die Nummer eins in der KI zu werden.

KI ist Schlüsselfeld der nächsten Jahre

„Künstliche Intelligenz ist deshalb so wichtig, weil sie zukünftig die Grundlage für die Realisierung von hochautomatisierten beziehungsweise autonomen Systemen ist“, sagt VDI-Direktor Ralph Appel zum Auftakt der Hannover Messe 2018. Die Entwicklung dieser Systeme, wie etwa in der Mobilität, im Smarthome oder in der industriellen Produktion, sei ohne Künstliche Intelligenz (KI) nicht möglich. Sie zähle deshalb aus Sicht des VDI zu den Schlüsseltechnologien der kommenden Jahre. „KI ist der nächste logische Schritt im Rahmen der digitalen Transformation und sie wird daher zunehmend auch ein Feld für Ingenieurinnen und Ingenieure“, so Appel.

Ob KI künftig zu einem Kontrollverlust führen könnte, liegt nach Ansicht des VDI in den Händen der Entwickler und Anwender. Appel zufolge sei es die Aufgabe von Ingenieuren und Informatikern einen Kontrollverlust nicht zuzulassen. Dafür brauche man ein eigenes Verständnis über Kriterien im Umgang damit. Entscheidungen die von KI-Systemen vorgeschlagen oder getroffen würden, müssten für den Anwender plausibel und transparent sein. „Hierfür müssen die aktiven Player in die Pflicht genommen werden. KI-Systeme sollten als Unterstützung eingesetzt werden, nicht als Ersatz menschlicher Intelligenz oder Leistung.“

Inclusive Intelligence für eine bessere Mensch-Roboter-Beziehung

Bettenhausen erwähnte in diesem Zusammenhang das noch junge Forschungsfeld „Inclusive Intelligence“. Dabei gehe es darum, zu erforschen, wie man KI in der Kooperation mit Menschen nutzbar macht. Aufgrund seiner 30-jährigen Erfahrung in der Automatisierung glaubt er, dass die menschliche Kreativität immer nötig sein werde. Auch bei hochautomatisierten Systemen. Er betonte, wie wichtig strukturierte Informationen, also smart data sind, um KI richtig zum Laufen zu bringen. Deshalb sei es sehr wichtig, dass Unternhemen wichtige Daten miteinander teilen, denn so können KI-Systeme schnell und effektiv lernen.

Um den Stand der KI in Deutschland zu verbessern, forderte Appel eine bessere Ingenieursausbildung. Die Studenten sollen lernen, mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten. Und sie sollen eine Kultur des schnellen Ausprobierens, ein agiles Arbeiten erlernen. Außerdem rief er Ingenieure dazu auf, allgemeinverständlicher über KI zu kommunizieren. Sie sollen mehr über Beispiele für Alltagsanwendungen sprechen, beispielsweise über Roboter, die morgens einem den Kaffee kochen und bringen.

Autor: Laszlo Dobos

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