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Mercedes-Benz EQC: Ein glatter GLC mit Elektroantrieb

Der Hersteller sieht das Fahrzeug als ersten Schritt der Marke in Richtung Elektromobilität und mischt aktuelle Elemente mit neuen Stilmerkmalen. Marktstart 2019.

Rund ist er schon: Die Marke Mercedes-Benz startet mit dem EQC auf GLC-Basis ins Elektrozeitalter, ab 2019. Die Premiere wurde schon vorab ausführlich zelebriert. | Foto: J. Reichel
Rund ist er schon: Die Marke Mercedes-Benz startet mit dem EQC auf GLC-Basis ins Elektrozeitalter, ab 2019. Die Premiere wurde schon vorab ausführlich zelebriert. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Daimler startet mit der Marke Mercedes-Benz ins Elektrozeitalter und präsentiert in Stockholm den ersten Vertreter der EQ-Reihe mit Stern, den EQC. Der mittelgroße Crossover-SUV soll allerdings erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Bereits jetzt zeigte der Hersteller erste Details zum Design und zur Technik des vollelektrischen Fahrzeugs. Im Interieur soll ein Mix aus modularen, bisherigen Elementen und neuen Stilmerkmalen Akzente setzen. Der EQC soll eine Fusion aus analogen und digitalen Anzeigen realisieren. Die Zentralinstrumente werden mit einer Farblogik hinterlegt, die den Fahrer auch zu ökonomischer Fahrweise erziehen soll, heißt es von Gestalterseite. Verzichtet wird auf konventionelles Leder, stattdessen kommt ein Textil aus recyelten PET-Fasern zum Einsatz.

Überhaupt reklamiert man einen beachtlichen Wiederverwertungsanteil im Fahrzeug: 100 Teile insgesamt bestünden aus Recyclingmaterialien, präzisierte MB-Entwicklungsvorstand Ola Källenius. Im Außendesign will man mit einer klaren und "cleanen" Designsprache abgrenzen, die in einem glatten schwarzen Panel-Grill mit 3-D-Look kulminiert, der die EQ-Reihe generell kennzeichnen wird. Dieser soll neben optischen vor allem aerodynamische Vorteile bieten. "Wir wollten ein Design, dass den EQC auf Anhieb als Mercedes erkennbar macht, aber zugleich progressiv und futuristisch ist und in die Zukunft weist", fomulierte Källenius. Als Avantgardistische Elektro-Ästhetik haben Daimlers Marketing-Mannen die EQ-Optik tituliert.

Ausgeklügeltes Hochvolt-Sicherheitssystem

In Sachen Sicherheit soll der auf dem konventionellen SUV-Modell GLC basierende EQC gemäß dem Firmenanspruch auf hohem Niveau fahren. Ein "High-Voltage-Shut-Down"-System trennt je nach Schwere des Unfalls das Hochvoltsystem reversibel oder irreversibel, sodass keine Spannung mehr im Fahrzeug anliegt. Generell galt es, eine Balance zwischen vor allem durch das Akku-Pack bedingtem höheren Gewicht und der nötigen Sicherheit zu finden, wie ein Verantwortlicher erklärt. Maßgabe war zudem, dass der EQC auf der gleichen Produktionslinie wie der GLC gefertigt werden muss. Insofern wirkt die gesamte Fahrzeugstruktur auch noch sehr konventionell, sie musste in Sachen Stabilität allerdings verstärkt und angepasst werden an das höhere Gewicht, etwa auch durch hochwertigere Stähle. Im Inneren schränkt der inhaltlich hinfällige, wuchtige Mittel- und Kardantunnel den Bewegungsraum ein. Erst in der nächsten Generation "echter" und originär entwickelter Elektrofahrzeuge wird sich das ändern.

Standardladung mit 7,4 kW, optional bis 110 kW

Doch den ersten Aufschlag bildet der EQC. Seine optional per CCS bis zu 110 kW Leistung schnellladefähige Lithium-Ionen-Batterie (Standard: Bordlader 7,4 kW) besteht aus 384 Pouchzellen und ist in einen crashsicheren Rahmen eingelassen, gekoppelt daran ist ein Batteriemanagementsystem, das etwa auch die Zelltemperatur überwacht, die wiederum von einem Kühlsystem geregelt wird. Das Thermomanagment soll zugleich den Lebenszyklus der Batterien verlängern. Zudem wird generell nicht die gesamte Leistungsbreite der 650 Kilo schweren Batterien genutzt, die 80 kWh Kapazität bieten. Das soll über 450 Kilometer Reichweite ermöglichen, was einem Verbrauch von 22 kWh/100 km entspräche. Beim Sparen helfen soll das "haptische" Fahrpedal und die fünf Rekuperationsmodi, von denen der erste situativ agiert, Stufe Fünf dann Einpedal-Fahren ermöglicht. Vorausschauend agiert auch die FAS-Sensorik aus Radar- und Stereokamera, die Tempolimits oder Staus antizipiert und im sogenannten Eco Assist stromsparend das Tempo drosselt. Und immerhin soll der schwere Akku im Vergleich zum GLC auch eine gewisse dämpfende Wirkung entfalten.

Hilfsrahmen verbessert den Komfort

Vor allem an der Akustik haben die Ingenieure gearbeitet, mit der Verbrennungsmaschine fiel natürlich auch eine Hauptgeräuschquelle weg, wie Ola Källenius zugibt. Dennoch seien genügend andere Geräuschquellen geblieben oder entstanden, die es auf "Mercedes"-Niveau abzusenken galt, etwa mit Einbau eines Hilfsrahmens zwischen Antriebseinheit und Karosserie auf der anderen Seite. Auch ein Außengeräusch, das "keine Sirene" (Källenius) sein soll, wird vorgesehen. Zwei Elektromaschinen, eine "milde" an der Vorderachse, eine "stramme" an der Hinterachse sollen den EQC mit dann 300 kW Leistung un 765 Nm Drehmoment nötigenfalls in 5,1 Sekunden auf 100 km/h katapultieren. Zudem weist der Hersteller auf eine für E-Autos ungewöhnliche, für SUV diesen Kalibers eher maue Anhängelast von 1,8 Tonnen hin. Allerdings dürfte das die Kapazität der Stromspeicher so schnell zum Abschmelzen bringen wie Eis in der Sonne.

Angepasst wurde auch das nunmehr aus A-Klasse und Sprinter bekannte MBUX-System an die Bedürfnisse der Elektromobilität. Eine sogenannte EQ-Kachel soll die relevanten Features zusammenfassen, etwa die Vorklimatisierung, eine Elektro-spezifische Routenplanung inklusive Ladesäulenanzeige oder den Ladesäulenzugang über die gekoppelte "Me"-App.

Was bedeutet das?

Hm, "Electric now has a Mercedes", dieser Slogan ist umgekehrt eigentlich korrekter: Mercedes hat jetzt auch einen Elektrowagen, nun gibt es auch einen Stromer mit dem Stern im Grill. Spät kommt er, sowieso erst ab Mitte 2019 startet der Verkauf. Doch hätte man den EQC gleich als komplette Neuentwicklung auf die Räder stellen wollen, wie Jaguar das etwa beim deutlich leichteren I-Pace (2,2 to) gemacht hat, hätte es dem Vernehmen nach mindestens ein Jahr länger gedauert mit dem Launch eines E-Fahrzeugs mit Stern. So viel Zeit hat der Hersteller in diesen hektischen Zeiten der rasanten mobilen Transmission nicht, man wäre schlicht heillos ins Hintertreffen geraten. Und so muss es für den Moment, der auch erst 2019 beginnt, ein E-Fahrzeug auf Basis eines konventionellen Modells tun: Quasi ein GLC als (gründlich überarbeitete) Elektroversion. Was kein Schaden sein muss, zumindest sind erste Fahreindrücke der Fachpresse vielversprechend.

Allerdings kämpft der EQC mit der dadurch bedingten Bürde des hohen Gewichts von strammen 2,5 Tonnen. Beladen mutiert der doch eher kompakte 4,76-Meter-SUV zum 3,0-Tonnen-Transporter. Tröstlich ist, dass er bis 2025 Gesellschaft von zehn weiteren E-Modellen mit Stern bekommen soll. Also, ein Elektroauto von Mercedes, ja. Ob der EQC auch der "Mercedes" unter den Elektroautos ist, wird erst ein Vergleich mit dem I-Pace oder Tesla Model X zeigen. Ganz zu schweigen von einem Hyundai Kona Electric, den es für die Hälfte der 70.000 Euro gibt. Das ist übrigens auf ziemlich exakt der Preis eines Hyundai Nexo, ein Crossover ähnlichen Kalibers, aber mit Brennstoffzellenantrieb zweite Generation bei weitem innovativer. Bis der EQC also wirklich das Licht des Marktes erblickt, haben die Wettbewerber also noch das Feld für sich. Falls Tesla seine Produktionsprobleme mit dem Model 3 in den Griff bekommt, legen die Kalifornier sogar noch mal preiswerter nach. Und ob die Floskel von der "avantgardistischen Elektro-Ästhetik" nicht etwas dick aufgetragen ist in Anbetracht des eher etwas barock wirkenden schwäbischen Rundlings, sei dahingestellt. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten. 

Eine Bildergalerie zum neuen Mercedes EQC finden Sie hier.

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