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Börsenpläne: Porsche will raus aus dem VW-Konzern

Finanzvorstand Lutz Meschke liebäugelt vor der Presse mit einem Börsengang des Sportwagenbauers. Den sieht er im Konzern von der "Verwässerung" bedroht.

Besser unabhängig: Porsche-Finanzchef Lutz Meschke liebäugelt öffentlich mit einem Börsengang. Das würde zum Start in die E-Mobilität passen, die in Zuffenhausen einen massiven Entwicklungsschub auslöst. | Foto: Porsche
Besser unabhängig: Porsche-Finanzchef Lutz Meschke liebäugelt öffentlich mit einem Börsengang. Das würde zum Start in die E-Mobilität passen, die in Zuffenhausen einen massiven Entwicklungsschub auslöst. | Foto: Porsche
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Johannes Reichel

Passend zum Start in die Elektro-Mobilität hat der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche Szenarien für einen eigenen Börsengang in den Raum gestellt. Angesichts der nahenden Brüche in der Branche müsse sich jeder Hersteller fragen, wie er sich "mit seinen Einheiten" aufzustellen habe, erklärte Porsche-Finanz-Vorstand Lutz Meschke laut Süddeutscher Zeitung. Im gleichen Atemzug stellt er die rhetorische Frage in den Raum: "Ist es nicht besser, zumindest einen Teilbörsengang anzustreben?" Er werde die Vorteile eines solchen Schritts auch im Konzern darstellen, versicherte der Manager. Es gehe darum, "interessanter zu sein für Kooperationen und Investoren". Zudem wandte er sich gegen die "Verwässerung", die er offenbar im VW-Konzern befürchtet. Als erfolgreiche Vorbilder verweist er auf Ferrari, von dessen Börsengang sowohl der Eigner FCA wie auch das Unternehmen selbst profitiert hätten. Der Hebel werde sich auch im Falle von Porsche auf andere Einheiten auswirken", ist sich Meschke sicher. Er spielt vor allem auf den Börsenwert an, den er für Porsche im VW-Konzern für unterbewertet hält. Aus seiner Sicht lägen 60 bis 70 Milliarden Euro "nicht aus der Welt". Porsche trägt derzeit etwa ein Viertel des Konzerngewinns bei mit zirka vier Milliarden Euro. Die SZ zitiert einen Automobilanalysten der Evercore ISI, der den VW-Konzern mit seinen Marken für das mit großem Abstand am niedrigsten bewertete Unternehmen hält. Aus seiner Sicht wäre Porsche bis zu 100 Milliarden Euro wert, VW gesamt taxiert er derzeit nur auf 25 Milliarden Euro. Der VW-Konzern ziehe Porsche damit "runter", so der Analyst. 

Vorbild Lkw-Sparte: Kapitalmarktfähigkeit bis Ende des Jahres angestrebt

Derzeit bereitet der VW-Konzern den Verkauf der Lkw-Sparte Traton (MAN, Scania, VW Latin America) vor, den der Spartenchef Andreas Renschler vehement vorantreibt. Jüngst gab auch der Konzern bekannt, man habe im Hinblick auf den Börsengang massive Fortschritte gemacht. Bis Ende 2018 soll diese laut VW-Konzern erreicht werden. So wurden beispielsweise interne Prozesse und Strukturen entsprechend den Anforderungen des Kapitalmarkts aufgesetzt. Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG und von TRATON, lobte zuletzt: „Die Gruppe ist schneller zusammengewachsen als erwartet, hat Synergien realisiert, ist mehrere strategische Partnerschaften eingegangen und hat eine komplett neue Organisation aufgebaut. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.“ Mit einem möglichen Börsengang würde Traton seine Unabhängigkeit und finanzielle Flexibilität weiter erhöhen, sein nachhaltiges Wachstum fördern und die Global Champion-Strategie vorantreiben, so die Überzeugung des Konzerns. Das könnte für Porsche nicht minder gelten. Zudem erwartet das Unternehmen einen massiven Schub in der Entwicklung und am Standort durch den Einstieg in die Elektro-Mobilität, der mit dem Modell Taycan in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 geschehen soll. In den nächsten fünf Jahren sollen laut Finanzchef Meschke sechs Milliarden Euro in die Elektrifizierung investiert werden. 1.200 Mitarbeiter sollen neu eingestellt werden am Standort Zuffenhausen, wo 700 Millionen Euro in die Fertigung investiert wird.

Was bedeutet das?

Scheint ganz so, als ob es Porsche endgültig reicht: Nie war der wendige Zuffenhausener Sportwagenbauer glücklich in Piechs Imperium und in den Strukturen eines Großkonzerns. Doch nachdem man auch noch in den Strudel des Diesel-Skandals gezogen wurde, von Schwester Audi schmutzige Selbstzünder erhält zum Dank dafür, dass man Jahr für Jahr ein Viertel des Konzerngewinns beisteuert, da kann man verstehen, dass der Groll im Ländle wächst. Und in der Tat: Eine Perle wie Porsche erscheint gnadenlos unterbewertet im VW-Koloss. Jede Wette, Finanzvorstand Meschke hat die Option Börsengang in Absprache mit Porsche-Chef Oliver Blume bewusst platziert. Das Thema bleibt auf dem Tapet. Für die beschleunigte Entwicklung von Technologien "made in Zuffenhausen" muss ein Ganz auf den Kapitalmarkt auch nichts schlechtes sein. Und damit für den ganzen Standort Deutschland und seine E-Mobility-Fähigkeit. Denn Porsche war und ist ein High-Tech-Leuchturm-Unternehmen.  

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