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Auto China Peking 2018: Willkommen zurück!

Lange nicht mehr gesehen! Die Auto China Peking 2018 war auch eine Messe der Rückkehrer: Sowohl alte Marken als auch Markennamen sind wieder auferstanden. Mit unterschiedlichen Zukunftsperspektiven.

Unter anderem feierte die Marke Isdera in Peking ihr comeback. | Foto: F. Kaplan
Unter anderem feierte die Marke Isdera in Peking ihr comeback. | Foto: F. Kaplan
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Funda Kaplan

Augenfällig war sicher der Stand von Aiways, auf dem auch Roland Gumpert seinen „Nathalie“ vorstellte, der nach einer seiner Töchter benannt ist – die sein neuestes Werk auch enthüllten. Gumpert ist bei Aiways Chief Product Managers gleichzeitig Chef der deutschen Tochter Gumpert Aiways, bei der Nathalie entwickelt wurde. Einzigartig macht Nathalie der Range Extender in Form einer Methanol-Brennstoffzelle. Das Problem: Statt an der Tankstelle muss man Methanol im Baumarkt beziehen - im Campingbereich werden Methanol-Brennstoffzellen bereits genutzt. Doch hier gibt sich Gumpert optimistisch, das ändern zu können. Wenn Nathalie Ende 2019 auf die Straße kommt, soll auch eine Methanol-Versorgung gewährleistet sein. 500 Einheiten sollen für je 420.000 Euro verkauft werden. Dafür bekommt man ein Sportcoupé made in Ingolstadt das von vier E-Maschinen angetrieben wird. Jedes der 150-kW-Triebwerke treibt ein Rad an und ermöglicht so Torque Vecotring, wobei die äußeren Räder in Kurven stärker anschieben als die Inneren. Auf Tempo 100 schafft es Nathalie in unter 2,5 Sekunden, über 300 km/h Topspeed sollen möglich sein. Die Batterie aus China hat eine Kapazität von 70 kWh.
 

Ein weiterer Rückkehrer aus dem Supersportwagenbereich ist Isdera – eine Marke, die mit dem „Commendatore“ 1993 respektive 2006 ihre letzten Einzelstücke vorlegte und vor allem durch kantig-kompromisslose Flügeltürer und Roadster mit Daimler-Maschinen bekannt war. Am Stand trafen wir dann auch Isdera-Gründer Eberhard Schulz, mit Fliege dezent an einer grauen Säule lehnend und zum silbergrauen Grand Signeur gereift. Woher wir wüssten, dass man ihn auf deutsch ansprechen kann und ob uns der Name Isdera überhaupt etwas sage. Als wir beides bejahen können, erzählt uns Schulz, dass er nun vierzig Jahre „seine Spuren gezogen“ habe und ohnehin ans aufhören dachte. Als die Anfrage von Weltmeister kam, wo man sich zusätzliches Technik-Know-How einkaufen wollte und dann gleich die komplette Marke von Schulz übernahm. Der bei der Frage nach Details jedoch schnell an den Geschäftsführer verweist, Stefan Peters. Ob man den neuen Commendatore denn überhaupt bauen könne? Ja und das in Deutschland: Auf dem Grundstück der heutigen Isdera GmbH wären noch einige 1000 Quadratmeter frei, um dort eine Fertigung zu errichten. Dazu müsse man allerdings Kunden finden, die bereit sind, rund 1,5 Millionen Euro für einen GT auszugeben, der mit 800-Volt-Technik zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse speist, weit über 200 km/h schnell ist und je nach Fahrweise rund 380 bis 500 Kilometer reelle Reichweite bieten soll. Wichtig war Peters jedenfalls, dass das Messefahrzeug voll fahrfähig sei und auch optisch an den letzten Commendatore anknüpft, was mit dem langen Heck auf jeden Fall gelang. In zwei Jahren feiert man 40-jähriges Jubiläum, dann ist der aktuelle Commendatore startklar und man möchte das Thema „Klein(s)tserie nochmal angehen.

Während bei den deutschen Herstellern vor allem teure und seltene Supersportmarken wieder aktiviert wurden, orientieren sich Ford und Lexus deutlich stärker am Flotten- und Massenmarkt. In China reaktiviert Ford den Namen „Escort“ wieder, der eine minimal kleinere und günstigere Alternative zum ebenfalls präsentierten Focus Stufenheck sein wird, der in China Weltpremiere feierte. Damit verbschiedet sich Ford auch von der „One world“-Strategie, denn der Escort ist in Abmessungen und Machart sehr stark auf den chinesischen Markt zugeschnitten, wo es gerade im Segment der kompakten Stufenheck-Limousinen sehr feine Abstufungen gibt.

Lexus nutzte Peking dagegen für die Weltpremiere des ES. Richtig, da war doch mal was – einst parkte der ES zwischen IS und GS, womit er in Europa irgendwo zwischen allen Stühlen saß. Jetzt ist er deutlich klarer und optisch eigenständiger in der oberen Mittelklasse positioniert, wo er auf Audi A6 und Co zielt. Und in Europa vor allem als Hybridversion Geschäftskunden gewinnen soll.

Ähnlich positioniert VW in China den „CC“, dessen Name hier ebenfalls zurückkehrt: Er entspricht exakt dem europäischen CC-Nachfolger Arteon und schließt in China die Lücke zwischen dem Passat-Derivat Magotan und dem Phideon, der wiederum auf dem Audi A6 basiert und in China den Phaeton beerbt hat. Auch hier werden die einzelnen Typen viel feiner ausdifferenziert als in Europa. Gefertigt wird der „CC“ bei Partner FAW.

Mit Partner GAC fertigt Jeep den neuen Commander. Ein Modell, das in Europa und in den USA noch über dem Grand Cherokee parken sollte und dessen Vorgänger zuletzt 2010 vom Markt verschwand. Stattdessen stehen Commander und Grand Commander jetzt in Peking, fallen mit knapp fünf Metern und 2,0-Liter-Turbobenzinern dann doch etwas kompakter aus als gedacht und bleiben dem chinesischen Markt in einer für dort ungewöhnlichen Ausstattungsbreite vorbehalten. Ebenfalls schon präsentiert wurde der Commander PHEV, womit FCA die Elektrifizierung in China schneller vorantreibt als in den Heimatmärkten. 

Eine „Dauerrückkehr“ betreibt außerdem SAIC mit der Marke MG, die in China wie auch Roewe zur SUV-Marke wird, was mit der Geschichte von MG Rover eher gar nichts mehr zu tun hat. Immerhin standen am MG-Stand nette Kaffee(!)-Becher mit einem aufgedruckten MGB und dem typisch britischen Spruch: Keep calm – go on loving MG. Natürlich stellte auch MG ein SUV-Elektro-Prototypen in SUV-Form vor. Welche Marken und Modelle in China wirklich geliebt werden und ihre zweite Chance nutzen können, steht allerdings in den Sternen. Denn auch in China funktioniert längst nicht mehr jedes Projekt und die große Konsolidierung des Marktes steht erst noch bevor.

Was bedeutet das?

Die Goldgräberstimmung in China treibt teils interessante Blüten. Dazu gehört auch die Wiederauferstehung von Marken und Modellen – und das nicht zwangsweise elektrifiziert. Was in Europa ein eher schwieriges Unterfangen wäre. 

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