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WLTP-Zyklus: Auswirkungen auf Leasinggeschäfte untersucht - Ergebnisse von Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure

Drohende Fahrverbote, politische Unwägbarkeiten und die Umstellung auf den WLTP-Zyklus haben Bewegung in die Finanzierungsmodelle gebracht. (Von Gregor Soller)

Bilder: Cluno; Daimler; G. Soller; LeasePlan Deutschland; Sixt; Volvo
Bilder: Cluno; Daimler; G. Soller; LeasePlan Deutschland; Sixt; Volvo
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Gregor Soller
FINANZIERUNG - ABO, MIETE, LEASING

Das Fahrzeug ist in der Regel die zweitteuerste Anschaffung in jedem Haushalt und ein erheblicher Kostenfaktor in gewerblichen Fuhrparks. Trotzdem wurde es lange Zeit gerne gekauft, später geleast und künftig vielleicht nur noch gemietet? Die politischen Turbulenzen samt Umstellung auf den WLTP-Zyklus haben uns neugierig gemacht und wir haben exemplarisch bei einigen Miet- und Leasinggesellschaften nachgefragt, welche Auswirkungen die politischen und rechtlichen Turbulenzen auf ihr Geschäft hatten. Immer noch gern übersehen wird der „Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure“, kurz WLTP. Der führt bei den meisten Autos zu höheren gemessenen Verbräuchen und damit steigendem CO2-Ausstoß, der sich in Deutschland neben dem Hubraum direkt auf die Kfz-Steuer und damit die Betriebskosten auswirkt. Außerdem haben viele Unternehmen eine CO2-Obergrenze oder ein Bonus-Malus-System sowie eine fahrzeugklassenbezogene Obergrenze für die monatliche Full-Service-Leasingrate in ihrer Car Policy festgelegt.

Was bedeutet das für die Finanzierungen? Schnell kam die Aussage von Arval, wo jährlich ein Fuhrparkbarometer zum Thema erstellt wird. Das zeichnet ein eindeutiges Bild: Mehrheitlich finanzieren Flottenmanager ihre Fahrzeuge per Leasing mit Kilometervertrag. Nur Unternehmen mit kleinen Flotten unter zehn Fahrzeugen bevorzugen aktuell noch den Kauf. Angesichts der Unwägbarkeiten bezüglich der Abgasnormen überrascht nicht, dass die Bedeutung des Leasing mit Kilometervertrag über die letzten Jahre konstant kletterte. Ganz besonders in Fuhrparks mit mehr als 50 Fahrzeugen: Dort stieg der Anteil seit 2014 von 56 auf aktuell 67 Prozent. Klar, Kilometerleasing klammert Risiken, die sich mit der Finanzierung und den Services wie Wartung, Reifen, Verschleiß und der Vermarktung ergeben, weitgehend aus. Entsprechend geht das Restwertleasing seit 2014 bei den Flotten signifikant zurück.

Grundsätzlich ist die Tendenz laut Katharina Schmidt, Head of Consulting Vehicle Observatory bei Arval, klar: Je größer die Flotte, desto beliebter das Kilometerleasing. Laut Arval CVO-Fuhrparkbarometer wollen 16 Prozent der deutschen Unternehmen mit großen Flotten diese Finanzierungsform in den kommenden drei Jahren sogar noch weiter ausbauen.

Frank Hägele, Geschäftsführer Fleet der Deutschen Leasing AG, sieht wegen WLTP für die Flottenverantwortlichen doppelten Handlungsbedarf: „Erstens durch die höheren Kosten und zweitens durch die veränderte Ökobilanz.“ Trotz steigender Kosten und höherer CO2-Werte sollen die Fahrzeuge weiter attraktiv sein. Ähnlich sieht das Micha Heinze, Director Sales bei der Sixt Leasing SE. Entweder müssen CO2-Höchstwerte angepasst oder die Fahrzeugstruktur umgestellt werden.

Weniger dramatisch beurteilt dagegen Jürgen Petschenka, Commercial Director für das Großflotten- und internationale Flottengeschäft bei LeasePlan Deutschland, die Situation. Man spüre die Auswirkungen in der Car Policy, und: Immer mehr Firmen schaffen Anreize für die Nutzer, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, auf alternative Antriebe umzusteigen oder sich für einen Stromer zu entscheiden – honoriert durch ein Bonus-Malus-System. Auch er sieht, dass viele Unternehmen ihre Car Policy und die Bonus-Malus-Werte überarbeiten müssen: „Die ersten Projekte laufen bereits bei uns.”

Carsharing kommt auch in Firmenflotten

Gleichzeitig entstehen neue Konzepte, um Flotten mobil zu halten, Stichwort „Corporate Carsharing“, Langzeitmiete oder Auto-Abo. So hat zum Beispiel ALD Automotive die Mobilitätspalette um Carsharing erweitert: Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD AutoLeasing GmbH, hofft, dass so die vorhandenen Fahrzeuge effizienter ausgelastet und weiteren Mitarbeitern zugänglich gemacht werden, die zum Beispiel keinen eigenen Dienstwagen haben. ALD Automotive bietet eine Komplettlösung in Form einer internetbasierten Carsharing-Anwendung, samt Fahrer-App und optional On-Board-Unit für den schlüssellosen Fahrzeugzugang.

Flotten können so Firmenfahrzeuge mehreren Nutzern zugänglich machen, Pendelfahrten zwischen mehreren Standorten ermöglichen oder die Fahrzeuge zur privaten Nutzung anbieten. Die Buchung und Abrechnung erfolgt komfortabel über die Carsharing-Anwendung. Das soll laut Rösel die Administration stark vereinfachen und die Kosten senken: durch die bessere Fahrzeugauslastung und die Einnahmen aus der Privatnutzung.

Wichtig ist hier aber laut Rösel eine individuelle Absprache, um das ideale Produkt anbieten zu können: „Diese Analyse ist wichtig, da es im Kern darum geht, mit ALD Carsharing die Total Cost of Mobility für den Kunden zu reduzieren. Dies beinhaltet ebenfalls die Kosten für Taxi, Mietwagen, Flug- und Bahnreisen.“

Ins gleiche Horn stößt man bei Alphabet. Laut dem Mobilitätsexperten Jan Künnecke, Produktmanager Corporate Carsharing, und Daniel Riek, Produktmanager AlphaElectric, können neue Mobilitätskonzepte definitiv zu mehr Fuhrparkeffizienz führen und gleichzeitig die CO2-Emissionen sowie die Total Cost of Ownership signifikant senken: „Corporate Carsharing-Angebote wie AlphaCity und MyPoolCar erfreuen sich immer größerer Beliebtheit“, erzählt Jan Künnecke, denn anders als beim regulären, meist privat genutzten Carsharing seien die Prozesse hier speziell auf Firmenkunden zugeschnitten. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, dass Corporate Carsharing „schon mittelfristig in vielen Unternehmen bestehende Konzepte ablösen wird.“ Auch Alphabet bietet eine zeit- und ortsunabhängige Onlinebuchung via App und schlüssellose Zugänge.

Immer mehr Fuhrparks testen Stromer

Dazu kommt das Thema E-Mobilität. Für Alphabet-Produktmanager Daniel Riek ist der entscheidende Wendepunkt im Mobilitätsmanagement bereits erreicht. Allerdings mahnt er, die Einführung der Elektromobilität ganzheitlich zu betrachten, um damit auch die Total Cost of Ownership der Flotte zu senken. Auch Alphabet entsprechend umfassend: Auf Grundlage einer Bedarfsanalyse des Fuhrparks und des Fahrverhaltens soll eine kundenspezifische Lösung erarbeitet werden. Dabei kommen zur Fahrzeugauswahl und -finanzierung Vorschläge zur Ladeinfrastruktur inklusive Energiemanagement bis hin zu individuell wählbaren Serviceleistungen.

Auch Jürgen Petschenka, Commercial Director für das Großflotten- und internationale Flottengeschäft bei LeasePlan Deutschland, spürt eine steigende Nachfrage zum Thema Elektromobilität, was durch die drohenden Fahrverbote in den Städten verstärkt würde. Diese Entwicklung stellt er „für alle Geschäftsbereiche von LeasePlan – vom Gewerbetreibenden und Selbständigen mit einem Fahrzeug bis zu Unternehmen mit mehreren hundert Fahrzeugen“ fest. Wichtig ist seiner Meinung nach vor allem für große Flotten, dass die Autoleasing- und Fuhrparkmanagement-Anbieter neben Standardservices wie Reparatur, Instandhaltung, Kraftstoff und Versicherung auch das „nötige Know-how im Bereich E-Mobilität“ mitbringen. LeasePlan kooperiert hier mit Allego, einem Anbieter von Ladelösungen, um LeasePlan-Kunden mit Stromern den Zugang zu persönlichen Ladepunkten zu Hause und am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Die Ladeboxen sind für alle Elektrofahrzeuge geeignet, ermöglichen eine Lastverteilung und bieten eine automatische Abrechnungsmöglichkeit der Stromkosten. Im Rahmen der Vereinbarung erhalten die Fahrer von LeasePlan außerdem eine Ladekarte mit Zugang zu mehr als 65.000 Ladepunkten in ganz Europa. „So können Reichweite erhöht und Hemmnisse abgebaut werden, die emissionsfreie Mobilität zu nutzen.“

Auch Sixt setzt Fuhrparks verstärkt unter Strom: Im Rahmen einer gemeinsamen Vertriebsaktion von Sixt Neuwagen mit dem Energieanbieter Yello wurden 300 BMW i3 „E-Mobility Edition“ in den Vertrieb gehoben. Zunächst als Versuchsballon eher für Privatkunden – zu sehr guten Konditionen. Das Angebot umfasste ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Versicherung, Steuern, Überführung und Zulassung. Die preisgünstigste Variante mit Yello-Branding war auf yello.de nach einem Tag (!) verkauft.

Auch Petschenka von LeasePlan bestätigt, dass der Trend weiter „in Richtung ‚Car-as-a-Service‘ mit Rundum-sorglos-Paketen und Services aus einer Hand“ gehe – mit einem Ansprechpartner für den Fuhrparkbetreiber. Bei LeasePlan entscheiden sich laut Petschenka 80 Prozent der Kunden für Full-Service-Leasing mit Bausteinen wie Schadenmanagement, Maintenance, Versicherung, Kraftstoff und Fahrzeugersatz.

Stromer sparen in der Werkstatt

Interessant können Stromer auch in der Werkstatt werden: Sie sind extrem wartungsarm (oft kostet der erste Service keine 200 Euro), auch Hybriden wird eine größere Robustheit zugeschrieben. Größere Flotten könnten die Wartung der Fahrzeuge selbst organisieren oder gar übernehmen: Denn mit Förderungen und geringen Wartungs- sowie Spritkosten können viele elektrifizierte oder rein elektrische Autos pro Kilometer – je nach Einsatz und Streckenprofil und -länge – günstiger sein als Verbrenner.

Johannes Liebmann, Director Marketing bei Sixt Neuwagen, bemerkt, dass sich „Mobilität, Digitalisierung und Umweltbewusstsein zu einem attraktiven Angebot bündeln lassen und viele Kunden bereit sind, ein Elektroauto mit einem vorgegebenen Ausstattungspaket im Internet zu bestellen und im Alltag zu nutzen“. Den Bestellvorgang für den BMW i3 „E-Mobility Edition“ von Yello unterstützte ein von Sixt Neuwagen entwickelter, durchgehend digitaler E-Commerce-Prozess. So konnten sich Kunden ihre Wunschkonfiguration in den Onlinewarenkorb legen und sämtliche Bestellschritte per eSign und Video-Ident-Verfahren von IDnow und Onlinekreditprüfung über ihr Endgerät vornehmen. Dieser Bestellvorgang soll künftig für alle Angebote auf der Onlineplattform sixt-neuwagen.de ermöglicht werden. Zudem plant Sixt Leasing, weitere Vertriebskooperationen zur Vermarktung innovativer Angebote einzugehen.

Auch Jürgen Petschenka von LeasePlan sieht zudem steigendes Interesse an neuen Vertriebsformen und der Langzeitmiete. Vor allem bei mobilen Arbeitsplätzen und Projektarbeiten: Langzeitmiete ist sinnvoll, „wenn es personenbezogene oder zeitliche Vorgaben gibt“. Sixt implementiert das für alle Privatkundenangebote auf der Webseite. Außerdem bietet man mit Yello auch Firmen Elektrofahrzeuge und entsprechende Pakete an. Auch Karsten Rösel, Geschäftsführer bei ALD, bestätigt nachwachsendes Interesse an Services: Im Full-Service-Leasing kann man mit dem Technik-Service neben dem Restwertrisiko auch das Betriebsrisiko in Bezug auf Reparatur, Wartung und Verschleiß an ALD auslagern. Aber Services, wie Versicherungs-, Schadenmanagement, Mobility Services, Kfz-Steuer-Service, Rundfunkbeitrags- und VOB-Service, kurz für Verwarnungen, Ordnungswidrigkeiten und Bußgeldbescheide, entlasten die Kunden. Und mithilfe der Reporting-Tools „My ALD“ beobachtet er auch eine höhere Nachfrage nach Tankkarten-Reportings: „Vermehrt statten unsere Kunden ihre Fahrzeuge mit Tankkarten aus, um so ein entsprechend konsolidiertes Reporting zu erhalten.“

Ein regelrechtes Care-Paket hat Volvo geschnürt – im wahrsten Sinne des Wortes: Seit November 2018 bieten die Schweden mit „Care by Volvo“ ein neues Miet- respektive „Aboangebot“ an, das alle Kosten bis auf Sprit beinhaltet. Nach einjähriger Pilotphase startet Volvo das Flatrate-Mobilitätspaket, das Volvo-CEO Hakan Samuelsson so wichtig war, dass er es persönlich in München präsentierte. Kurz gesagt ist Care by Volvo eine „All-in“-Miete über 24 Monate, die bei knapp 420 Euro beginnt, per Smartphone binnen Minuten gebucht werden kann, 15.000 Freikilometer beinhaltet und vor allem auf Privatleute und kleine Flotten oder Gewerbetreibende zielt.

Samuelsson sieht einen Trend, der klar weggeht vom Kauf, ähnlich wie beim Smartphone. Darum gibt es das sehr transparente Angebot direkt ab Hersteller, wobei die Händler als „Back-up“ voll eingebunden sind. Das „Care-Paket“ enthält Steuer, Versicherung und alle Wartungen und Reparaturen. Zudem kümmert sich Volvo um Servicetermine per Hol- und Bringdienst, den Reifenwechsel samt Einlagerung und packt eine SIM-Card mit zehn Gigabyte Datenflatrate dazu. Das kostet dann laut Thomas Bauch, Geschäftsführer von Volvo Car Germany, monatlich je rund 1,2 Prozent des jeweiligen Bruttolistenpreises des Autos. Vorteil: Die Versicherung lässt auch andere Fahrer zu und man kann bei Bedarf die Modelle wechseln. Das kostet in den ersten 24 Monaten allerdings knapp 590 Euro netto, und wer vor Ablauf der 24 Monate kündigen möchte, muss für den Ausstieg knapp 1.100 Euro berappen. Womit Volvo zu kurze Buchungszeiträume unterbinden möchte. Außerdem werden kurze Leasingraten abschreibungstechnisch teuer. Zum Buchen hat Volvo die Webseite das-abo.com eingerichtet. Sollte man sein Wunschauto nicht sofort bekommen, stellen die Schweden vorübergehend ein Übergangsfahrzeug.

Neue Bilanzierungen machen Langzeitmiete interessanter

Hinter den Kulissen wurde und wird das Angebot laut Care-Verantwortlichem Patrick Wendt immer wieder nachjustiert. Interessanterweise buchen nicht nur Privatleute, sondern zur Hälfte auch kleine Fuhrparks oder Firmenwagennutzer, die nur ein Auto haben. Nutzer sind laut Wendt auch Unternehmen, die wachsen und plötzlich mehrere Autos brauchen. Und der Chef unfreiwillig zum „Fuhrparkmanager“ wird – der er gar nicht sein möchte. Darum hat man laut Bauch künftig auch größere Flotten im Blick: Wenn ab 2019 Leasingfahrzeuge bilanziert werden müssen, könnte ein Mietmodell bilanziell interessanter werden.

Neben Volvo bietet auch Cluno ein All-in-Mietmodell an, das mit einem Opel Corsa für knapp 220 Euro netto startet und 15.000 Freikilometer beinhaltet. Cluno bietet Zeiträume ab sechs Monaten an und, anders als bei Volvo, muss man 299 Euro Startgebühr bezahlen. Auch „like2drive“ bietet Abos: Hier startet man mit dem Mitsubishi Space Star für 165 Euro netto im Monat, der 17.000 Freikilometer im Jahr mitbringt. Das Abomodell könnte auch im Business populärer werden: Eine Studie der Beratungsfirma Frost & Sullivan sieht bis 2025 ein Potenzial von zehn Prozent für Autos im Abomodell. Gleichwohl sehen die Hersteller für Großflotten weiter diverse Leasingmodelle vor, die günstigere Monatsraten bieten, bei Volvo wäre das zum Beispiel das „Schwedenleasing“. Böse Überraschungen folgen gern bei der Rückgabe, wo im Leasing gern jeder Kratzer extra berechnet wird.

Und Abokunden? Die sollten bei Volvo laut Bauch keine bösen Überraschungen erleben, da Care by Volvo gewisse Abnutzungsspuren berücksichtigt. Wie schlimm die genau aussehen dürfen, ließ Bauch allerdings offen. Ebenso Schadensfälle, die mit 500 Euro Selbstbeteiligung getilgt werden müssen – diese kann man über höhere Raten „herunterbuchen“. Genauso wie man höhere Kilometerleistungen „aufbuchen“ kann. Auch für Elektromobilität und Ladetechnik sieht Bauch künftig noch viele Optionen. Denn wie Wendt schon andeutete: Das Paket ist flexibel geschnürt und wird immer mal wieder neu gepackt. Oder wie Hakan Samuelsson es auf den Punkt bringt: Gestern war es das Auto, heute ist es das Abo!


INTERVIEW:
Drei Fragen An Hakan Samuelsson CEO von Volvo zum Thema „Care by Volvo“

Auf dem Tisch steht ein Schild mit der Überschrift „Eigentum wird überbewertet“, das wir zum Anlass für eine kleine Diskussion mit dem Volvo-CEO nahmen.

Herr Samuelsson, wenn die Menschen künftig mehr nutzen und weniger besitzen wollen – läuft Volvo da nicht die Gefahr, nur noch Hersteller austauschbarer autonom fahrender „Hüllen“ zu werden?

Nein. Bei autonomen Fahrdiensten, die nur über den Preis agieren, mag es nebensächlich sein, welches Fahrzeug man nutzt. Die müssen günstig, praktisch und leicht zu reinigen sein. Darüber hinaus sehen wir jedoch ein Segment, in dem Kunden auf Komfort und Individualität Wert legen und das auch bezahlen – und das ist der Markt für Volvo.

Und wie wollen Sie das individualisieren?

Über das Smartphone. Das Fahrzeug wird per App angefordert und fährt dann mit den individuell eingestellten Präferenzen des Benutzers vor. Dazu gehört neben der Lieblingsmusik vielleicht auch eine bestimmte Ambientefarbe oder Beduftung. Darüber hinaus sehe ich noch viele weitere Möglichkeiten der Individualisierung. Wenn der Besitzer uns Zugang zu seinen Daten geben würde, könnten wir ihm zum Beispiel auch zum Geburtstag oder Nachwuchs gratulieren oder ihm dafür ein spezielles Fahrzeug schicken – aber das wäre wohl mit dem Datenschutz nicht vereinbar (lacht) …

Gehen wir zurück zu Care by Volvo: Wenn die Menschen das Auto mieten oder im Abomodell nutzen, nehmen sie es dann noch als ihr eigenes wahr? Oder anders gefragt – schadet das nicht der Markenbindung?

Nein. Denn mit Care by Volvo bestellt man sich ja „sein“ individuell konfiguriertes Fahrzeug, das man dann mindestens zwei Jahre lang nutzt und somit als seines wahrnimmt. Die Entwicklung wird hier analog zum Smartphone stattfinden (zückt sein Handy) – auch das wird ja in der Regel nur noch „gemietet“ und trotzdem sage ich: „Das ist meins.“

SIXT Interview:
Micha Heinze Director Sales bei der Sixt Leasing SE

Deutsche Flotten bevorzugen das Leasing mit Kilometervertrag. Spüren Sie durch WLTP und neue Antriebsformen Änderungen?

Die WLTP-Umstellung führte sicher zu einer gewissen Verunsicherung bei unseren Fuhrparkkunden. Über die letzten Monate haben wir eine eingeschränkte Bestellbarkeit bei einigen Herstellern und Modellen festgestellt. Mit unseren Flottenkunden sind wir daher in engem Austausch, wie wir mit der Situation umgehen. Als unabhängige Leasinggesellschaft können wir zu jeder Zeit interessante Alternativen anbieten. Darüber hinaus vereinbaren wir mit Kunden zum Teil auch flexible Vertragsverlängerungen, bis das gewünschte Modell wieder verfügbar ist. Durch die Umstellung auf WLTP müssen sich Flottenmanager grundsätzlich über ihre Car Policy Gedanken machen. Sollten die Flottenbetreiber ihre CO2-Grenzen mit der Umstellung auf die neuen WLTP-korrelierten Werte nicht heben, wird es eine Verschiebung hin zu kleineren Motoren oder Baureihen geben. Die Frage wird sein, ob die Unternehmen in Kauf nehmen, dass für Mitarbeiterzufriedenheit und Personalanwerbung wichtige Dienstwagenmodelle herausfallen, oder ob man die CO2-Grenzen nach oben anpasst. Besonders betroffen von der WLTP-Einführung sind Plug-in-Hybride. Der relativ starke Anstieg der CO2-Werte für diese Fahrzeuge dürfte dazu führen, dass sie aus vielen Car Policys herausfallen.

Wie beeinflussen die gesunkenen Dieselrestwerte die Nachfrage und das Leasinggeschäft mit Restwertvertrag?

Da nur ein sehr kleiner Teil unseres Portfolios aus Restwertverträgen besteht, hat die Dieseldiskussion in dieser Hinsicht keine relevante Auswirkung auf uns.

Inwieweit fragen die Kunden Full-Service-Bausteine nach?

Im Flottengeschäft haben wir traditionell einen hohen Serviceanteil von über 80 Prozent. Im Privat- und Gewerbekundengeschäft ist die Servicequote noch deutlich geringer, steigt aber kontinuierlich an, weil wir es zunehmend schaffen, auch diesem Kundensegment die Kostenvorteile von zusätzlichen Serviceprodukten zu erläutern. Professionelle Fuhrparkmanager haben die einschlägigen Daten ihrer Flotten, um sich den Kostenvorteil selbst zu errechnen.

Wann und für welche Kunden kämen Langzeitmieten statt Leasingverträgen infrage?

Langzeitmieten haben in der Regel eine kürzere Laufzeit als Leasingverträge, sind aber teurer. Sie eignen sich daher am ehesten für Unternehmen mit einem mittelfristigen Fahrzeugbedarf, zum Beispiel aufgrund von Projektarbeit, oder für international tätige Firmen, die häufiger Mitarbeiter temporär ins Ausland schicken.

Wie wichtig sind für Ihre Kunden CO2-Rechner und wie setzen sie diese Bonus-Malus- Systeme dafür ein?

Integrierte CO2-Rechner im Onlineportal werden immer wichtiger zur zielgerichteten Steuerung der Dienstwagennutzer bei der Konfiguration ihres Leasingfahrzeugs. Bonus-Malus-Systeme in der Car Policy unterstützen die Unternehmen dabei, ihre CO2-Ziele zu managen, zum Beispiel im Hinblick auf Nachhaltigkeitsreportings.

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Artikel WLTP-Zyklus: Auswirkungen auf Leasinggeschäfte untersucht - Ergebnisse von Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure
Seite 50 bis 54 | Rubrik mobilität
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